Endokrinologie in München: Hashimoto vs. Wochenbettdepression?

Hashimoto vs. Wochenbettdepression
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Depression nach der Geburt kann auch auf eine nachgeburtliche Hashimoto Thyreoiditis hinweisen.

MÜNCHEN. In verschiedenen Studien liegt die Prävalenz der Frauen, die nach der Geburt eine sogenannte Wochenbettdepression entwickeln, zwischen vier und 13 Prozent. Reizbarkeit und depressive Verstimmungen können die Symptome sein. Dr. med. Maria Koukou und Dr. Werner Stadtherr, Fachärzte für Endokrinologie am SOGZ München, weisen zudem darauf hin, dass die veränderte Stimmungslage der Frau auch ihre Ursache in einer Störung der Schilddrüsenfunktion haben kann. Sie wird als nachgeburtliche Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet. „Vor allem, wenn diese neu aufgetretenen Beschwerden und depressiven Verstimmungen bis zu einem Jahr nach der Entbindung anhalten, sollte ein Check der Schilddrüsenfunktion durchgeführt werden“, rät Dr. med. Koukou. Insbesondere Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft Probleme mit der Schilddrüse hatten, sollten sich einer solchen Untersuchung unterziehen.

Facharzt für Endokrinologie in München: Nachgeburtliche Hashimoto Thyreoiditis oft lange unerkannt

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine gut behandelbare Erkrankung. Es handelt sich dabei um eine autoimmun bedingte Unterfunktion der Schilddrüse. Etwa sieben Prozent aller Frauen erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer solchen Funktionsstörung. Wir machen im SOGZ München häufig die Erfahrung, dass es lange dauert, bis die Symptome richtig gedeutet werden. Oft kommen Frauen zu uns, die schon über einen längeren Zeitraum an Symptomen wie Erschöpfung, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit leiden, die vordergründig zunächst mit der Belastung durch die veränderte familiäre Situation einherzugehen scheint. Zudem verursacht die Erkrankung keine Schmerzen, sodass sie lange unentdeckt bleiben kann“, beschreibt Dr. med. Stadtherr die Situation.

Bei Wochenbettdepression die Schilddrüse untersuchen lassen, rät Facharzt für Endokrinologie

Die Ursache für die Entwicklung einer Hashimoto-Thyreoiditis nach der Geburt ist nicht vollständig geklärt. Sie kann sich bis zu 52 Wochen nach der Entbindung zeigen. Studien weisen darauf hin, dass besonders solche Frauen anfällig dafür sind, die schon vor der Schwangerschaft erhöhte TPO-Antikörper aufweisen. Dabei handelt es sich um Frauen mit einer Neigung zu Hashimoto, Morbus Basedow oder Diabetikerinnen. „Familiäre Belastung durch Schilddrüsenerkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle. Wir plädieren dafür, dass sich Frauen mit Wochenbettdepression grundsätzlich einer Untersuchung auf eine Störung ihrer Schilddrüsenfunktion unterziehen sollten“, stellt Dr. med. Koukou heraus. Aus seiner Sicht ist es wichtig, bei Frauen in der Schwangerschaft und danach die Schilddrüse besser in den Blick zu nehmen. Medikamentös lässt sich Hashimoto-Thyreoiditis nach der Geburt rasch lindern.