Blickpunkt Rheumatologie: Mehr RA durch Luftverschmutzung

Blickpunkt Rheumatologie: Mehr RA durch Luftverschmutzung

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Umweltverschmutzung fördert Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis

MÜNCHEN. Der Kontakt mit schadstoffbelasteter Luft über einen längeren Zeitraum führt mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit zu einer rheumatoiden Arthritis. Auf das Ergebnis einer entsprechenden Studie(1) verweist Dr. med. Nikolaos Andriopoulos, Facharzt für Rheumatologie am Sonnen Gesundheitszentrum (SOGZ) in München. Zwar ist der exakte Einfluss der Umweltverschmutzung auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen noch in vielen Teilbereichen ungeklärt. Doch die Daten aus neuerer Forschung bestätigen den eindeutigen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und rheumatoider Arthritis. Luftverschmutzung gilt als einer der Umweltfaktoren, die das Risiko für die Entstehung von Krankheiten am meisten erhöhen. Die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch Luftverschmutzung im Jahr 2016 lag laut der WHO-Studieninitiative „Global Burden of Disease“ bei rund fünf Millionen Fällen pro Jahr weltweit. So wirken sich Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung auch auf die Entstehung und den Verlauf von entzündlich rheumatischen Erkrankungen aus, wenn das Immunsystem Fremdkörper mit Entzündungsreaktionen zu bekämpfen versucht.

Luftverschmutzung fördert Autoimmunerkrankungen – Facharzt für Rheumatologie verweist auf Studie

In einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift RMD OPEN erschienen ist, fanden die Autoren jetzt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Lupus, Sklerose, Bindegewebserkrankungen, Krankheiten des Magen-Darm-Trakts oder neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Die Forscher werteten dazu retrospektiv die Daten von 80.000 Einwohnern aus Italien aus, die in einem Zeitraum zwischen 2016 und 2020 erfasst wurden. Sie verglichen die Krankenakten der Bewohner mit der Luftqualität in verschiedenen Gegenden. Das Ergebnis zeigt eine sehr deutliche Verbindung zwischen der Menge an Schadstoffpartikeln und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen. Mit dem Anstieg von Schadstoffpartikeln in der Luft stieg zugleich das Risiko einer rheumatoiden Arthritis. Menschen, die dauerhaft Luftverschmutzung durch Verkehr oder Industrie ausgesetzt waren, wiesen ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko auf, an rheumatoider Arthritis zu erkranken.

Zur Krankheitsvorbeugung braucht es bessere Luft, betont Facharzt für Rheumatologie in München

Welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen, ist noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler gehen jedoch von einem Zusammenspiel zwischen genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen wie der Luftverschmutzung aus. „Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich jedoch ein eindeutiges Fazit ziehen: Es braucht eine gute Luftqualität, um chronische Erkrankungen durch Umwelteinflüsse vorzubeugen“, betont der Facharzt für Rheumatologie, Dr. med. Nikolaos Andriopoulos.

(1) Adami, Giovanni; Pontalti, Marc; Cattani, Giorgio et al. (2022): Association between long-term exposure to air pollution and immune-mediated diseases: a population-based cohort study. RMD Open 2022; 8:e002055. doi:10.1136/ rmdopen-2021-002055. 

Endokrinologie in München: Mit Ernährung Knochen stärken

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Gesunde Ernährung fördert die Knochengesundheit, betont Facharzt für Endokrinologie

MÜNCHEN. Für Patientinnen und Patienten, die an Osteoporose erkrankt sind oder eine Vorstufe des Knochenschwunds (Osteopenie) aufweisen, ist die ausreichende Versorgung mit Kalzium wichtig. „Viele unserer Patienten greifen zu Kalziumtabletten, die jedoch in einer Dosierung ab 500 Milligramm pro Tag zu Nierensteinen und Gefäßverkalkung führen können. Oftmals sind die Kalzium-Tabletten auch nicht die einzigen Nahrungsergänzungsmittel, mit denen Patienten ihre Mineralstoffzufuhr optimieren möchten. Gerade bei dieser Form von Multimedikation kann es jedoch zu versehentlichen Überdosierungen kommen, was bei einer kalziumreichen Ernährung nicht der Fall ist. Wir Fachärzte für Endokrinologie empfehlen deshalb, Kalzium bevorzugt über die Nahrung aufzunehmen und nicht in Tablettenform“, betont Dr. Maria Koukou, Fachärztin für Endokrinologie am Sonnen Gesundheitszentrum (SOGZ) in München.

Facharzt für Endokrinologie in München: Kalzium ist das wichtigste Mineral im Körper

Warum ist Kalzium für den menschlichen Körper wichtig? Das Mineral ist zu großen Teilen – etwa zu 98 Prozent – in unseren Knochen und Zähnen enthalten. Es trägt zu einer stabilen und aufrechten Knochenstruktur bei. Kalzium ist deshalb ein lebenswichtiger Mineralstoff und mengenmäßig das wichtigste Mineral im Körper. Es fördert eine gesunde Blutgerinnung und ist an zahlreichen Prozessen in unserem Nervensystem beteiligt. Kommt es zu einem Mangel an Kalzium, ist die häufigste Folge Osteoporose. In Deutschland sind von dieser Erkrankung mehr als sechs Millionen Menschen betroffen, bei Frauen über 50 Jahren ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie jede vierte an Osteoporose erkrankt.

Auch bei Osteoporose ist eine Kalziumzufuhr über gesunde Ernährung ausreichend

Wie lässt sich eine ausreichende Kalziumzufuhr im Alltag sicherstellen? Fachärzte für Endokrinologie sprechen sich bevorzugt für eine Versorgung über natürliche Nahrungsmittel aus. Ein Zuviel des Knochenminerals wird über den Körper ausgeschieden. Gute Kalziumquellen sind zum Beispiel Milchprodukte, grünes Gemüse wie Brokkoli oder Grünkohl und Mineralwasser mit einem hohen Kalzium-Gehalt. Liegt eine Lactoseintoleranz vor, können Betroffene auf andere Quellen ausweichen oder laktosefreie Milchprodukte wählen. Manche Hersteller weisen bei Mineralwasser auf dem Flaschenetikett auf den Kalziumgehalt hin. Bei mindestens 150 Milligramm Kalzium pro Liter ist der Hinweis „kalziumhaltig“ erlaubt. Es gibt auch Lebensmittel, die die Kalziumaufnahme beeinträchtigen. Dazu gehören Wurstwaren mit einem hohen Phosphatgehalt, große Mengen Kaffee oder schwarzer Tee, Alkohol, Cola oder Fanta sowie Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Oxalsäure wie Spinat, Rhabarber und Spargel. Damit der Körper Kalzium über den Darm aufnehmen und in den Knochen einbauen kann, ist zudem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D wichtig. „Gerade im Winter kann es Sinn machen, Vitamin D über Tabletten zuzuführen“, stellt Endokrinologin Dr. Koukou heraus.

Endokrinologie: Osteoporose frühzeitig erkennen

Endokrinologie: Osteoporose frühzeitig erkennen

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Interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig, betont Facharzt für Endokrinologie in München

MÜNCHEN. „Bei der frühzeitigen Diagnose von Osteoporose kommt es auf die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen an“, stellt Dr. med. Werner Stadtherr, Facharzt für Endokrinologie am SOGZ heraus. Denn es gilt, Risiko-Patienten zu erkennen und zu behandeln – möglichst in einem Stadium, in dem die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist. Deutschlandweit erhalten etwa 75 Prozent der Patientinnen und Patienten, die unter Osteoporose leiden, keine adäquate Therapie, weil die Erkrankung oftmals unerkannt bleibt. Chancen auf eine Früherkennung von Osteoporose bestehen im Zusammenhang mit der Behandlung anderer Erkrankungen wie Brustkrebs, Rheuma oder Diabetes. Die Therapie dieser Erkrankungen mit bestimmten Medikamenten wie Immunsuppressiva führt häufig zu einem Schwund von Knochenmasse. In diesem Zusammenhang sind Mediziner vieler Disziplinen – von der Allgemein- bis zur Zahnmedizin – gefordert, um Osteoporose-Patienten optimal zu versorgen.

Endokrinologie in München: Interdisziplinäre Versorgung bei Osteoporose wichtig

In Deutschland sind etwa 6,3 Millionen Menschen, deutlich mehr Frauen als Männer, an Osteoporose erkrankt. Die Folgen können gravierend sein. Liegt ein Osteoporose-bedingter Knochenschwund vor, können bereits kleinste Belastungen zu Knochenbrüchen führen. Häufig an Wirbelkörpern, Oberschenkeln, Hüfte oder Unterarm. Wenn es bereits zu Knochenbrüchen gekommen ist, ist die Erkrankung in der Regel schon fortgeschritten. Zugleich geht die Osteoporose mit vielfältigen Erscheinungsformen und Ursachen einher. Umso herausfordernder ist die Diagnostik. Wichtig aus Sicht der Fachärzte ist es, dass Ärzte unterschiedlicher Disziplinen wie Unfallchirurgen, Allgemeinmediziner und Geriater das Osteoporoserisiko ihrer Patienten im Blick behalten. Ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken, haben zum Beispiel ältere Menschen oder chronisch Kranke. Dazu gehören Patienten mit Hormonstörungen wie Cushing Syndrom, Schilddrüsenerkrankungen und Wachstumshormonmangel.

Fachärzte für Endokrinologie und anderer Disziplinen sollten Knochengesundheit im Blick haben

Gut ist es, wenn sich solche Patienten bereits aufgrund ihrer Grunderkrankung in endokrinologischer Betreuung befinden. Fachärzte wie Rheumatologen oder Onkologen müssen mitunter Medikamente verschreiben, die die Knochen schädigen. Dazu gehören Antihormonpräparate oder Cortison. Parallel zur Anwendung dieser Therapien sind Knochenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Zudem gilt es, behandelnde Zahnärzte über seltene Nebenwirkungen von Osteoporose-Medikamenten zu informieren. „Vorteil für unsere Patienten im Sonnengesundheitszentrum München ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen im Team. Sie stehen in engem Austausch miteinander und können sowohl rheumatologische als auch onkologische Patienten mit Blick auf ihre Knochengesundheit interdisziplinär gut versorgen“, stellt Dr. Stadtherr heraus.

Warum Sport bei Blutgerinnungsstörung wichtig ist

Warum Sport bei Blutgerinnungsstörung wichtig ist

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Auch mit Blutgerinnungsstörung sollte regelmäßig Sport getrieben werden, betont Facharzt in München

MÜNCHEN. Alltägliche Bewegung und Sport sind wichtige Faktoren für Wohlbefinden und Lebensqualität. Denn Sport fördert in vielerlei Hinsicht die Gesundheit – auch und insbesondere bei Menschen mit Blutgerinnungsstörung. „Wenn die Versorgung mit Gerinnungsfaktoren gesichert ist, können auch Menschen mit hämostaseologischen Erkrankungen an zahlreichen Sportarten teilnehmen. Wir empfehlen unseren Patientinnen und Patienten explizit, sich sportlich zu betätigen. Denn durch körperliche Aktivitäten lassen sich die Koordination schulen, die Muskeln trainieren, die Gelenke schützen und die Kondition durch ein trainiertes Herz-Kreislauf-System steigern. Nicht zuletzt nehmen wir bei Patienten, die regelmäßig Sport treiben, Wohlbefinden durch Bewegung und die Integration in Gruppen und Vereine wahr“, stellt Dr. med. Harald Krebs, Facharzt für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie am Sonnen Gesundheitszentrum (SOGZ) in München heraus.

Blutgerinnungsstörungen: Nichts spricht gegen Sport, wenn die Gerinnung kontrolliert ist

Für (junge) hämophile Menschen oder hämophile Kinder lassen sich Sportarten in drei Risikogruppen einteilen. Zu den Hochrisiko-Sportarten gehört zum Beispiel Eishockey. Sportarten mit moderatem Risiko weisen zwar ein Verletzungsrisiko auf, das sich jedoch durch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen kontrollieren lässt. Dazu gehört zum Beispiel Inlineskating, bei dem sich die Sportler mit Protektoren und Helm schützen können. Sportarten mit geringem Risiko sind zum Beispiel Schwimmen, Yoga oder Pilates. Dr. med. Krebs: „Wie gesunde Sportler auch sollten sich Menschen mit Blutgerinnungsstörung zunächst fragen, was ihnen Spaß macht und ob es bestimmte Defizite in der Leistungsfähigkeit gibt, die Sportarten ausschließen. Wir raten immer dazu, viele Sportarten auszuprobieren, um das passende Bewegungsangebot zu finden. Natürlich ist keine Sportart frei von Risiken. Doch mit der richtigen Anleitung, der Akzeptanz der eigenen Grenzen und sportlicher Aktivität nur unter kontrollierter Gerinnung, halten wir körperliche Aktivität in jeder Hinsicht für empfehlenswert.“

SOGZ München: Bei Blutgerinnungsstörung nach speziellen Angeboten für Patienten suchen

Oftmals lohnt es sich auch, nach speziellen Angeboten für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen zu suchen. Spezialisierte Zentren bieten zum Beispiel Sportcamps explizit für Menschen mit Hämophilie an. Zudem gibt es Aqua Fitness mit gelenkschonenden Übungen, die Patienten im Wasser durchführen können. Informationen dazu bietet die Deutsche Hämophiliegesellschaft e.V. (DHG) an.

Kinderwunsch bei Rheumatoider Arthritis

Informationen zu Reisen mit Blutgerinnungsstörung

Kinderwunsch bei Rheumatoider Arthritis

MÜNCHEN. Patientinnen mit rheumatoider Arthritis (RA) leiden in vielen Fällen unter einer eingeschränkten Fertilität, wenn die Krankheitsaktivität sehr hoch ist. Oftmals ist auch der Verlauf einer Schwangerschaft negativ beeinflusst. Moderne Therapien bei RA und Kinderwunsch führen jedoch häufig zu einer unproblematischen Schwangerschaft. Viele Patientinnen erreichen sogar eine Remission. Grund dafür sind moderne Therapiekonzepte, die für eine dauerhaft niedrige Krankheitsintensität sorgen. Das angepasste „Treat-to-Target“ Konzept lässt sich auch in der Schwangerschaft anwenden, wie eine aktuelle Studie mit dem Titel „Preconception Counseling in Active RA“ (PreCARA) aufzeigt (1). Darauf verweist Dr. med. Nikolaos Andriopoulos, Rheumatologe am Sonnen Gesundheitszentrum München.

Kinderwunsch kann auch mit Rheumatoider Arthritis in Erfüllung gehen

Die Studie berücksichtigte 309 Frauen mit rheumatoider Arthritis und Kinderwunsch bzw. einer bereits bestehenden Schwangerschaft. Alle Studienteilnehmerinnen erhielten eine an die Schwangerschaft angepasste individuelle Therapie. Dem „Treat-to-Target“ Konzept folgend, begann die Therapie mit DMARD Sulfasalazin und / oder Hydroxychloroquin. Bei Bedarf wurde zusätzlich Prednison verordnet. Idealerweise sollte dabei eine maximale Dosis von 7,5 Milligramm pro Tag nicht überschritten werden. Außerdem kam bei Schwangeren im Bedarfsfall ein TNF-Inhibitor zum Einsatz, das von der European Medicine Agency empfohlene Certolizumab. Schwangere, die einen anderen TNF-Inhibitor einnahmen, brauchten das Präparat initial nicht umzustellen.

Die Therapieergebnisse wurden unter anderem mit Blick auf die Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft mit den Ergebnissen der PARA-Studie verglichen. Diese wurde in den Jahren 2002 und 2010 durchgeführt. Ab dem Jahr 2011 brachten die Studienteilnehmerinnen 188 Kinder zur Welt. Etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen (47,33 Prozent) erhielten während der Schwangerschaft einen TNF-Inhibitor.

Studie zeigt, Erfüllung des Kinderwunschs ist bei Frauen mit RA nicht ausgeschlossen

Die Ergebnisse zeigten, dass die mittlere Krankheitsaktivität in der PreCARA-Kohorte signifikant niedriger waren als in der PARA-Kontrollgruppe. 75,4 Prozent der Frauen in der PreCARA Studie hatten vor Beginn der Schwangerschaft nur eine geringe Krankheitsaktivität oder befanden sich bereits in Remission. Zu Beginn des dritten Trimenons waren es sogar 90,4 Prozent und damit deutlich mehr als in der PARA-Studie mit 33,2 beziehungsweise 47,3 Prozent. Für die Autoren der PreCARA-Studie zeigt sich, dass die Erfüllung eines Kinderwunschs bei RA-Patientinnen nicht ausgeschlossen ist und mit einer Remission einhergehen kann. Wie sich die Behandlung mit dem „Treat-to-Target“ Konzept insgesamt auf die Fertilität und auf das ungeborene Baby auswirkt, müssen weitere Studien klären.

(1) Smeele, Hieronymus TW.; Röder, Esther; Wintjes, Hetty M., et al. (2021): Modern treatment approach results in low disease activity in 90% of pregnant rheumatoid arthritis patients: the PreCARA study. doi:10.1136/ annrheumdis-2020-219547, abgerufen am 6.9.2022.

SOGZ München: Neue Medikamente in der Rheumatologie

Neue Medikamente in der Rheumatologie
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Bessere Therapieoptionen bei ANCA-assoziierter Vaskulitis – SOGZ München informiert

MÜNCHEN. Bei der Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis, einer schweren rheumatischen Erkrankung, kommen zunehmend sogenannte Biologika zum Einsatz. Auch die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) greift diese Behandlungsoption und neue Behandlungsempfehlungen aus den USA auf. Aktualisierungen der europäischen und deutschen Leitlinien dazu befinden sich nach Angaben der DGRh auf Basis neuer Therapiestudienergebnisse in Vorbereitung. Darauf weist Dr. med. Nikolaos Andriopoulos, Facharzt für Rheumatologie am Sonnen Gesundheitszentrum (SOGZ) München, hin.

Facharzt für Rheumatologie am SOGZ München: Neue Medikamente – weniger Glukokortikoide

Die ANCA-assoziierte Vaskulitis ist eine seltene, schwere Erkrankung, bei der fehlgebildete Antikörper die neutrophilen Granulozyten, also Abwehrzellen aktivieren, die zu Gefäßentzündungen und zu Schäden an den Gefäßsystemen in verschiedenen Organen wie z.B. der Niere führen können. In der Folge ist die Durchblutung lebenswichtiger Organe wie des Herzens, der Lungen, des Nerven-Systems oder des Magen-Darm-Trakts gefährdet. Unbehandelt kann ein Schub dieser Erkrankung innerhalb weniger Monate zum Tod führen. Behandelt wird die ANCA-assoziierte Vaskulitis heute vor allem mit dem Medikament Rituximab. Dabei handelt es sich um ein Biologikum, also einen genetisch erzeugten Antikörper, der B-Zellen zerstört und den Entzündungsprozess hemmt. „Durch die neuen Medikamente können wir heute in der Rheumatologie häufiger auf Glukokortikoide und Zytostatika verzichten“, beschreibt Dr. med. Nikolaos Andriopoulos. Auch der Austausch von Plasma ist nach Angabe des Facharztes für Rheumatologie heute nur noch in schweren Ausnahmefällen notwendig. Seit November 2021 steht zudem ein neu zugelassenes Biologikum zur Verfügung: Mepolizumab hemmt das Wachstum von speziellen Abwehrzellen, den eosinophilen Granulozyten, die bei der Eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA), einer Form der ANCA-assoziierte Vaskulitis, eine Rolle spielen.

Leitlinien werden derzeit überarbeitet, stellt Facharzt für Rheumatologie am SOGZ heraus

Wurden früher vor allem hochdosierte Glukokortikoide eingesetzt, um einen Krankheitsschub zu beenden, kann inzwischen eine niedrigere Dosierung zum Einsatz kommen. Zudem wurde nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Europa der Wirkstoff Avacopan zugelassen. Dieses Medikament hemmt die Aktivierung des Komplementsystems, das an einer ANCA-assoziierte Vaskulitis beteiligt ist. So lässt sich durch den Einsatz von Biologika die Glukokortikoid-Dosis senken. Zugleich kommt es dadurch zu weniger Nebenwirkungen der Therapie. Entsprechende Updates der deutschen Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitis werden gerade erarbeitet“, stellt der Facharzt für Rheumatologie, Dr. med. Nikolaos Andriopoulos, heraus.

Endokrinologie in München: Hashimoto vs. Wochenbettdepression?

Hashimoto vs. Wochenbettdepression
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Depression nach der Geburt kann auch auf eine nachgeburtliche Hashimoto Thyreoiditis hinweisen.

MÜNCHEN. In verschiedenen Studien liegt die Prävalenz der Frauen, die nach der Geburt eine sogenannte Wochenbettdepression entwickeln, zwischen vier und 13 Prozent. Reizbarkeit und depressive Verstimmungen können die Symptome sein. Dr. med. Maria Koukou und Dr. Werner Stadtherr, Fachärzte für Endokrinologie am SOGZ München, weisen zudem darauf hin, dass die veränderte Stimmungslage der Frau auch ihre Ursache in einer Störung der Schilddrüsenfunktion haben kann. Sie wird als nachgeburtliche Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet. „Vor allem, wenn diese neu aufgetretenen Beschwerden und depressiven Verstimmungen bis zu einem Jahr nach der Entbindung anhalten, sollte ein Check der Schilddrüsenfunktion durchgeführt werden“, rät Dr. med. Koukou. Insbesondere Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft Probleme mit der Schilddrüse hatten, sollten sich einer solchen Untersuchung unterziehen.

Facharzt für Endokrinologie in München: Nachgeburtliche Hashimoto Thyreoiditis oft lange unerkannt

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine gut behandelbare Erkrankung. Es handelt sich dabei um eine autoimmun bedingte Unterfunktion der Schilddrüse. Etwa sieben Prozent aller Frauen erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer solchen Funktionsstörung. Wir machen im SOGZ München häufig die Erfahrung, dass es lange dauert, bis die Symptome richtig gedeutet werden. Oft kommen Frauen zu uns, die schon über einen längeren Zeitraum an Symptomen wie Erschöpfung, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit leiden, die vordergründig zunächst mit der Belastung durch die veränderte familiäre Situation einherzugehen scheint. Zudem verursacht die Erkrankung keine Schmerzen, sodass sie lange unentdeckt bleiben kann“, beschreibt Dr. med. Stadtherr die Situation.

Bei Wochenbettdepression die Schilddrüse untersuchen lassen, rät Facharzt für Endokrinologie

Die Ursache für die Entwicklung einer Hashimoto-Thyreoiditis nach der Geburt ist nicht vollständig geklärt. Sie kann sich bis zu 52 Wochen nach der Entbindung zeigen. Studien weisen darauf hin, dass besonders solche Frauen anfällig dafür sind, die schon vor der Schwangerschaft erhöhte TPO-Antikörper aufweisen. Dabei handelt es sich um Frauen mit einer Neigung zu Hashimoto, Morbus Basedow oder Diabetikerinnen. „Familiäre Belastung durch Schilddrüsenerkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle. Wir plädieren dafür, dass sich Frauen mit Wochenbettdepression grundsätzlich einer Untersuchung auf eine Störung ihrer Schilddrüsenfunktion unterziehen sollten“, stellt Dr. med. Koukou heraus. Aus seiner Sicht ist es wichtig, bei Frauen in der Schwangerschaft und danach die Schilddrüse besser in den Blick zu nehmen. Medikamentös lässt sich Hashimoto-Thyreoiditis nach der Geburt rasch lindern.

SOGZ München: Kinderwunsch bei Faktor V-Leiden Mutation

unerfüllter Kinderwunsch untersuchen lassen - SOGZ
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Die Faktor V-Leiden Mutation kann den Kinderwunsch beeinflussen – Therapie im SOGZ München

MÜNCHEN. Medizinischen Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten wiederholter klinischer Spontanaborte, also Fehlgeburten, und dem Vorliegen von Thrombophilien wie der Faktor V-Leiden Mutation. Aber auch wenn sich keine Schwangerschaft einstellt und ein unerfüllter Kinderwunsch vorliegt, kann eine Gerinnungsstörung die Ursache sein. „Es ist davon auszugehen, dass ungünstige Versorgungsverhältnisse der Uterusschleimhaut infolge von Mikrothrombosierungen bei der Faktor V-Leiden Mutation die Einnistung der Zygote im Endometrium erschweren. Häufig bemerken Frauen in einem solchen Fall trotz der Befruchtung keinen Eintritt einer Schwangerschaft. Wir sprechen dann von einem präklinischen Abort, der bei Frauen mit Thrombophilien gehäuft auftreten kann“, schildert Dr. med. Harald Krebs, Facharzt für Hämostaseologie am Sonnen Gesundheitszentrum (SOGZ) München die Zusammenhänge.

Studie zeigt deutlichen Zusammenhang zwischen unerfülltem Kinderwunsch und Thrombophilie

So kam eine Studie(1) zu dem Ergebnis, dass sich die Faktor V-Leiden Mutation signifikant häufiger bei Patientinnen mit ein bis zwei und mehr als drei Aborten sowie bei unerfülltem Kinderwunsch zeigte. Besonders hoch war in dieser Untersuchung der Zusammenhang zwischen der Mutation und einem unerfüllten Kinderwunsch. Den Autoren der Studie zufolge zeigte nahezu jede vierte Patientin (22,7 Prozent) mit unerfülltem Kinderwunsch eine der klassischen thrombophilen Mutationen, eine hoch signifikante Häufung im Vergleich mit der durchschnittlichen Bevölkerung (p<0,01).

Mit Faktor V-Leiden schwanger werden: Beratung und Behandlung am SOGZ München

Frauen, die häufig Fehlgeburten erleiden, bei denen der Kinderwunsch unerfüllt bleibt oder die sich einer reproduktionsmedizinischen Behandlung unterziehen möchten, sollten sich bei einem Facharzt für Hämostaseologie vorstellen. Denn zeigen sich Auffälligkeiten im basalen Gerinnungsstatus, vor allem bei einer Verlängerung von Quick oder PTT, sollte die genaue Ursache in den Blick genommen werden. „Schwangerschaften und Faktor V-Leiden schließen sich nicht grundsätzlich aus. So kann unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Heparingabe in prophylaktischer Dosierung oder mit ASS Implantationsversagen oder Aborten vorgebeugt werden. Am SOGZ nehmen wir unsere Patientinnen stets individuell in den Blick und prüfen im Einzelfall, welche Behandlung Sinn macht, um den Kinderwunsch doch noch zu erfüllen“, stellt Dr. med. Harald Krebs heraus.

(1) Metzig, M., Austrup, F., Gödde, E. (2008): Thrombophile Mutationen bei Fertilitätsstörungen. In: Geburtshilfe I Frauenheilkunde 2008; 68 – PO2_2
DOI: 10.1055/s-2008-1075785.

Reisen mit Blutgerinnungsstörung – SOGZ München informiert

Informationen zu Reisen mit Blutgerinnungsstörung

Worauf sollten Menschen mit Blutgerinnungsstörung bei Reisen achten? Antworten vom SOGZ München

MÜNCHEN. Einfach den Koffer packen und rein in den Flieger – für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen ist das nicht ohne weiteres möglich. „Vielmehr braucht es eine intensive Vorbereitung und eine gute Vorsorge, wenn Patienten mit hämostaseologischen Erkrankungen auf Reisen gehen möchten. Liegt zum Beispiel eine Hämophilie oder eine von Willebrand-Erkrankung vor, gehören nicht nur die üblichen Reiseutensilien in den Koffer, sondern die notwendigen Medikamente und je nach Diagnose die passenden Faktorenkonzentrate“, schildert Dr. med. Harald Krebs, der am Sonnen Gesundheitszentrum München (SOGZ) als Facharzt für Hämostaseologie tätig ist. Er weist seine Patienten auf eine Broschüre der Deutschen Hämophiliegesellschaft hin, die sich umfangreich dem Thema Reisen und Reisevorbereitungen für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen befasst.

Wichtig bei Blutgerinnungsstörung: Vor Reiseantritt ein ausführliches Gespräch mit Facharzt führen

Worauf sollten Patienten mit Blutgerinnungsstörungen bei Auslandsreisen besonders achten? An erster Stelle steht zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Hämostaseologen. Arzt und Patient sollten in diesem Gespräch die mitzunehmende Menge an Faktorenkonzentraten festlegen, die aus einem durchschnittlichen Verbrauch und ausreichenden Reserven bestehen sollte. Wichtig sind zudem ein internationaler Arztbrief mit Hinweisen zur Notfallbehandlung sowie eine Zollbescheinigung, um die Faktorenkonzentrate unproblematisch einführen zu können. „Ratsam ist es außerdem, sich im Vorfeld über Adressen von Hämophiliezentren im Urlaubsland zu informieren. Vorab sollten Adressen und Telefonnummern auf Aktualität hin überprüft werden“, empfiehlt Dr. med. Krebs. Da bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen eine Behandlung im Urlaubsland nicht auszuschließen ist, gilt es im Vorfeld der Reise bei der Krankenkasse zu erfragen, welche Leistungen sie im Zielland übernimmt oder ob ein Abschluss einer zusätzlichen privaten Auslandskrankenversicherung empfehlenswert ist. Faktorenpräparate gehören grundsätzlich ins Handgepäck, um sicherzustellen, dass durch Verzögerungen in der Gepäckabwicklung kein Versorgungsengpass entsteht.

Facharzt am SOGZ München: Reisen bei Blutgerinnungsstörung braucht sorgsame Vorbereitung

Bei einer Reise in tropische oder subtropische Länder muss darüber hinaus die Kühlung der Faktorenpräparate gewährleistet sein. „Wir Fachärzte raten davon ab, in Ländern mit geringem medizinischen Versorgungsstandard eine Therapie mit Faktorenkonzentraten aus landeseigener Produktion durchführen zu lassen, weil eine Virusinaktivierung der Präparate nicht verlässlich gewährleistet werden kann“, schildert Dr. med. Harald Krebs. Weiterführende Informationen zum Thema „Reisen mit Blutungskrankheiten“ gibt es auf der Internetseite der „Deutschen Hämophiliegesellschaft zur Bekämpfung von Blutungskrankheiten e. V.“. Dort finden sich auch Zollbescheinigungen zum Download und ein Link auf ein weltweites Verzeichnis von Hämophiliezentren und Hämophiliegesellschaften der World Federation of Hemophilia (WFH)

Was ist Hämophilie? Facharzt aus München informiert

Facharzt aus München informeirt über Hämophilie.

Fakten rund um die Hämophilie und ihre Therapie vom Facharzt für Hämostaseologie aus München

MÜNCHEN. Die Hämophilie ist eine angeborene Blutungsneigung, die im Sonnen-Gesundheitszentrum (SOGZ) in München behandelt wird. Sie gehört zu den schweren Erkrankungen dieser Art. Im Volksmund werden Patienten mit einer Hämophilie als „Bluter“ bezeichnet.

Fachärzte unterscheiden zwischen:

  • vererbter und erworbener Hämophilie,
  • verschiedenen Schweregraden der Hämophilie
  • und den beiden Hauptformen Hämophilie A sowie der Hämophilie B.

Deutschlandweit gibt es ungefähr 10.000 Menschen mit diesem Krankheitsbild. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt weltweit mehr als 400.000 Menschen, die an einer Hämophilie A leiden. Ursache bei der Hauptform A ist ein Mangel an Faktor VIII. Ein Mangel an Faktor IX dagegen ist der Hintergrund bei der Hämophilie B. Die Stärke der Erkrankung ist sehr individuell und unterscheidet sich je nach Schweregrad, schildert Dr. med. M.Sc. Harald Krebs vom SOGZ in München. Er skizziert die Behandlungsoptionen.

Facharzt aus München erklärt die Behandlung einer Hämophilie

Die Fachärzte für Hämostaseologie in München verfolgen bei der Hämophilie Therapie drei wesentliche Ziele. „Zum einen zielt die Therapie auf eine effektive Blutstillung. Zum anderen gilt es, die Folgen der Blutungen als auch Behinderungen zu vermeiden“, schildert Dr. Harald Krebs. Zudem geht es darum, die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Damit sich die Blutgerinnung der Betroffenen normalisiert, ist das Ersetzen des fehlenden Gerinnungsfaktors durch Spenderblut eine denkbare Vorgehensweise. „Abhängig von der Behandlungsform orientiert sich die Verabreichung der Gerinnungsfaktoren am persönlichen Bedarf des Patienten oder kommt dauerhaft zur Vorsorge zur Anwendung“, schildert der Facharzt für Hämostaseologie. Am SOGZ lernen Patienten, sich unter Anweisung des Arztes sich kontrolliert zu Hause selbst zu behandeln.

„Ohne Therapie kann Hämophilie zu Notfällen führen“, betont Facharzt aus München

Bei unbehandelten Patienten mit Hämophilie besteht die Gefahr des Verblutens, außerdem das Risiko von durch Blutungen verursachten Schäden an Gelenken und Muskulatur. Die Beeinträchtigungen können dauerhaft sein. Kommt es immer wieder zu Einblutungen in Gelenke, können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen die Folge sein. Schlimmstenfalls stellen sich Gelenksdeformationen und Gelenksversteifungen ein. Durch Physiotherapie kann es bei bereits vorhandenen Beeinträchtigungen zu Verbesserung kommen. Künstliche Gelenke sind heute fester Bestandteil bei den Therapieansätzen der Hämophilie. In den meisten Fällen von Hämophilie gibt es erbliche Ursachen. Allerdings treten auch Neumutationen auf. Die Vererbung der Hämophilie geschieht über die Geschlechts-Chromosomen. Die Erkrankung ist an das X-Chromosom gebunden. Aus diesem Grund erkranken überwiegend Männer daran, Frauen dagegen eher sehr selten. Allerdings können Frauen die Erkrankung an männliche Nachkommen weitervererben.